Die Freude mit unserem Auto hielt leider nicht lange an als
eines Morgens beim Losfahren der Auspuff schwarzen Qualm ausstieß und es
ziemlich verquöselt roch. In der Werkstatt stellte sich dann heraus, dass der
Auspuff so viele Löcher wie ein Schweizer Käse hatte und deshalb ausgetauscht
werden musste, zudem sei der Motor auch nicht mehr der fitteste. Ein paar
hundert Dollar später haben wir auf´s Holz geklopft, dass bei unserer Reise
alles gut gehen würde, naja, mal sehen…
Bevor wir unsere erste Woche als Plantagenarbeiter beginnen
wollten, haben wir ein wunderschönes und vor allem sonniges Wochenende in Noosa
verbracht, traumhaft! Dort haben wir uns sogar ein Hostelzimmer genommen bei
dem für jeden ein Surfboard mit drin war, sodass wir uns keins mehr am Strand
mieten mussten und zudem noch kostenfrei Internet bekommen haben und die
Klamotten waschen konnten. Meine ersten Surfversuche sahen aus wie eine kleine
Nougatstange mit der die Wellen fröhlich spielen. Aber ich habe es sogar
geschafft mich auf dem Brett hinzuhocken und kam bis ans Ufer gesurft. Macht
Spaß, strengt verdammt an und mach fiesen Muskelkater, aber auch total Spaß!
Nach dem schönen Wochenende wurden wir leider wieder mit der
grausamen Realität konfrontiert: tausende Backpacker suchen nach
Plantagenarbeit und müssen noch bis Anfang Juni warten, da durch das Hochwasser
Anfang des Jahres die Saison verschoben wurde! Klug wie wir sind, dachten wir
uns, wir fahren einfach weiter nördlich hoch und fragen direkt an den Farmen,
doch auch nach ein paar Tagen stellte sich kein Erfolg ein, denn mit unserer
glorreichen Idee waren wir nicht alleine… Also sind wir wieder zurück nach
Noosa gefahren und haben den McDonald´s in unser Büro umgewandelt, denn die
hatten kostenloses Internet, ´ne Steckdose, ´n Klo zum Zähneputzen und Kaffee.
Zigtausende Bewerbungen später haben wir uns dann wieder auf den Weg nach
Brisbane gemacht um dort auf Arbeit zu warten. Anne bekam dann überraschend
einen Anruf, dass sie in Caloundra, etwa eine Stunde nördlich von Brisbane, als
Pferdestallhilfe anfangen kann, sodass ich sie ein paar Tage später mit dem
Auto hochgefahren habe und dann wieder allein in Brisbane war. Nur ich und das
Auto. Keine Anne mehr L
Um die folgenden zwei Wochen kurz zu fassen: KACKE! Ich habe
etliche Bewerbungen rausgeschickt, doch es kamen nur Angebote als
Tür-zu-Tür-Verkäufer heraus und SOWAS mache ich definitiv nicht. Dann
bewahrheitete sich auch noch unsere Befürchtung: unser Auto ist ´ne
Dreckskarre. Nicht nur, dass es reinregnet und die Batterie das Auto ziemlich
schlecht starten lässt, seitdem wir tagsüber das Licht angelassen hatten und
auf Starthilfe angewiesen waren (2. Gang rein, Berg runterrollen lassen und
immer schön an der Zündung spielen), nein, der schwarze Qualm wurde zum
allmorgendlichen Begleiter. Klasse!
Daher haben wir das Auto online zum Verkauf gestellt, in der Hoffnung, Leute zu
finden, die genauso doof sind wie wir, keine Ahnung von Autos haben und jeden
Mist kaufen. Dumm nur, dass viele Backpacker jetzt gerade ihre Autos verkaufen
weil sie entweder nach Hause müssen oder so wie wir keine Arbeit finden und
Geld brauchen. Demnach mussten wir den Preis schon mal um 1000 Dollar drücken,
damit uns überhaupt jemand anschreibt. So kam es dann, dass ich Donnerstag
letzter Woche nach Caboolture fuhr (nördlich von Brisbane), um jemanden das
Auto als total toll zu verkaufen. Nachdem ich nach vier vergeblichen Versuchen
dann endlich das Auto in Gang gebracht hatte, ging es nach etwa 5 Minuten fahrt
einfach kurz vor einer Ampel aus, einfach so! Und es hat fast eine Grünphase
gedauert, eh es wieder anging. Ein weiteres Highlight auf der Fahrt dorthin
war, dass der vierte Gang nicht reinspringen wollte und ich mich immer
entscheiden musste, das Auto jaulend im dritten oder ächzend im fünften die
Berge hochzufahren. Aber zum Glück kam das Gefährt noch heile an, dann der
nächste Knaller: der Typ, der es kaufen wollte war Automechaniker und inspizierte
einfach alles an diesem Auto. Der stellte dann auch noch fest, dass das
Scheißding Öl lässt, die Gangschaltung so gut wie kaputt ist und und und. Bäm!
Noch ein paar hundert Dollar weniger. Da ich aber auch nicht sicher war, ob ich
mit der Karre wieder zurück nach Brisbane komme und eine weitere Reparatur
unbezahlbar geworden wäre, habe ich´s dann verkauft und den Zug zurück nach
Brisbane genommen. Zumindest sind wir jetzt diese große Sorge los, fehlt nur
noch ein Job oder?!
Da ich die Jobaussichten in Brisbane auf tendenziell gen Null
einschätze, habe ich angefangen, alle möglichen deutschen oder bilingualen
Schulen in Australien anzuschreiben, bin ja ohne Auto wieder flexibel, nech…
Eine Schule aus Brisbane hat nach weiteren Unterlagen von mir gefragt, also
Daumen drücken, dass es klappt! Zudem habe ich Brisbane mehr als über, ich sitz
nur noch gelangweilt rum, suche nach Jobs und lese, aber ich will doch einfach
nur arbeiten. Daher habe ich gestern einfach einen Billigflug nach Melbourne
gebucht! Diesen Mittwoch geht’s schon los gen Süden. Dort studiert Jai, ein
Studienkollege aus meinem Auslandssemester aus den USA, bei dem ich erstmal
unterkommen kann. Freu mich auch schon voll, ihn nach 3 Jahren endlich mal
wiederzusehen. Zudem ist die Stadt doppelt so groß, also sollte es auch doppelt
so viel Arbeit geben, oder ;) Na mal sehen, vielleicht brauche ich einfach den
Tapetenwechsel und dann klappt´s bestimmt auch mit dem Job. Nach der
Berg-und-Talfahrt der Gefühle und Motivation der letzten Wochen kann es ja nur
noch besser werden, schlechter geht´s ja kaum noch.
Also Melbourne, mache Arbeit, mache Max glücklich!