In der morgendlichen Kälte die Äste ins Spalier drehen und schneiden |
Und was habe ich aus den vergangenen drei Wochen so gelernt? Erstens:
Möglichst nie wieder Plantagenarbeit. Jeder Samstag bei h&m war mir dagegen
lieber. Dennoch war´s echt gut, das einmal erlebt und mitgemacht zu haben, ist
ja schließlich die typische Work&Travel-Arbeit. Zweitens: Die Menschen auf
Fidschi leben musikalisch noch zehn Jahre hinterher. Die sonst so harten Kerle
von Mitbewohnern folterten gern laut und viel zu oft meine Ohren mit Shania
Twain, Celine Dion und der Knaller: Westlife und den Backstreetboys! Da waren
die dazwischen gespielten Vangaboys echt eine Wohltat :D Und die Repeat-Taste
wird auch sehr gerne betätigt. Und drittens: Kleine Kleinstädte vermeiden, sie bergen
die Gefahr eines ewigen Sonntags. Alles klappt in der Stadt um Punkt fünf die
Bürgersteige hoch, lediglich
die Tanke, die Kaufhalle und die Pommesbude haben
noch auf. Wenn einem die musikalische Folter der Mitbewohner über ist, muss man
also in die Frittenbude, welche übrigens übelst billig Pommes und Co verkauft,
riecht danach jedoch auch wie frisch in der Fritöse gebadet. Naja, in der
dreckigen Wohnung hat´s da auch nicht wirklich besser gerochen… Ach übrigens,
Cindy, die kleine Pummelfee, ist leider ausgezogen, schade, wurde also nicht
mehr von Rihanna-Musik geweckt. Ich habe inzwischen ihren Namen herausgefunden:
Betty. Da ist mir dann gleich ein viel besserer Name eingefallen und zwar Betty Barb (Betty Rülps)! Kreativ oder?!
Da nun noch zwei Asiaten ins Haus gezogen sind, wodurch in die Anzahl der Mitbewohner
gar nicht mehr überblickte, musste ich mein Zimmer räumen, da dort ein
Doppelstockbett drin ist und in welches Zimmer bin ich gezogen? Natürlich in
das von Betty Barb und ihhh war das dreckig! Jedoch durfte ich mich für vier
Tage auf ihrem Prinzessinnenbett wie eine kleine Pummelfee fühlen. Es ist dann NOCH
ein weiterer Mitbewohner eingezogen, der gar nicht mal so der hellste ist. Der
hat mich bei der Arbeit doch tatsächlich gefragt, wie viel er denn wohl
verdiene, wenn er für jeden geschnittenen Baum 80 Cent bekommt und 50 Stück pro
Tag schafft. Hallo, die Fünfermalreihe ist ja wohl ein Kinderspiel, jeder
Grundschüler kann diese simple Sachaufgabe lösen. Zudem ist ihm auch nicht
bekannt, dass er sich, wenn er seine Stange Toastbrot aufgegessen hat, aber
sich am nächsten Morgen ein paar Stullen für die Arbeit schmieren möchte, eventuell
am Abend davor nochmal neues kaufen müsste. Diese Erkenntnis machte er erst am
Morgen. Oh dear…
die mintgrüne Leichtbauweise - hinter dem kleinen Fenster war mein Zimmer |
Die Nächte waren nun kaum noch frostfrei, was aufgrund der
Leichtbauweise der Häuser dazu führte, dass ich nachts trotz 2 T-Shirts, einem
Hemd und 2 Pullovern aufgewacht bin und frierend den Heizstrahler anmachen
musste. Die Wände sind hier megadünn, die Fenster einfachverglast und das Haus
auf Stelzen gebaut, wodurch die Kälte quasi zum Hereinspazieren eingeladen
wird. Da haben sich die Australier ja was tolles von den Amis abgeguckt. In
Deutschland würde das Haus nach den Vorschriften des Energiepasses
wahrscheinlich direkt abgerissen werden. Aber jetzt ist mir das egal, denn nach
einem Tag in Melbourne fliege ich direkt in die warme Sonne nach Cairns
(Ostwestküste), tschüß Herbst, hallo Sommer. Dann kann ich auch wieder mit dem
Wetter in Deutschland mithalten bzw. dieses wahrscheinlich noch übertrumpfen.
Vor meiner Abreise aus Deutschland habe ich ja meine
Magisterarbeit für den Erfurter Zukunftspreise unter der Rubrik „Nachhaltigkeit“
eingereicht und bereits vor der Verleihung gestern erfahren, dass ich zu den
Gewinnern gehöre, die Platzierung wurde jedoch erst gestern bekannt gegeben.
Aufgrund der Zeitverschiebung habe ich dann erst heute erfahren, dass ich den
zweiten Platz belegt habe und stolze 600€ gewonnen habe. Bäm bäm bäm!!!
Hammer!! Da ich ohne meine Master-Betreuerin gar nicht erst auf die Idee
gekommen wäre, die Arbeit für den Zukunftspreis einzureichen, spende ich ihr
bzw. dem Fachbereich Schulgarten der Uni Erfurt als Dank und Anerkennung 100€.
Ich habe die letzten eineinhalb Jahr selber miterlebt, dass es bei der
gartentechnischen Ausstattung sehr mangelt, sodass das Geld dort sehr gut angelegt
denke ich. Von den übrig gebliebenen 500€ wird natürlich die Reisekasse
aufgefüllt. Genial! Bin ja mal gespannt, inwiefern meine Arbeit dann weiter
Verwendung in den Grundschulen findet, wäre ja schön, wenn meine
Unterrichtsideen von Lehrern auch in die Praxis umgesetzt werden.
Sonntag geht´s 3,5 Stunden im Billigflieger nach Cairns. |
So, dann freu ich mich mal weiter wie ein Schneekönig über
meinen Zukunftspreise, das Verlassen von Robinvale und auf meine Reise in den
warmen Norden.
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