Als ich in Robinvale am Bushaltehäuschen ankam, sah ich
bereits die Einöde dieser Kleinstadt, aber ich bin ja auch nicht zum Spaß hier,
nech. Nachdem mich mein Chef nach einem kleinen Lebensmitteleinkauf in die
Unterkunft karrte, welche mitten auf einer Weintraubenplantage im NICHTS lag,
kam die nächste Überraschung: Dreck! Da musste ich erst einmal ganz
hausfrauenmäßig putzen. Den einen Kühlschrank habe ich aufgemacht und direkt
wieder zugeschlagen, denn in diesem wohnte anscheinend das Plüschmonster… Dabei
stellte sich heraus, dass alle meine Mitbewohner Asiaten sind, welche kaum bzw.
gar nicht Englisch sprechen können. Selbst
Sätze wie „Can I turn off the light?“ oder „Do you work tomorrow?” wurden nicht
verstanden. Mmhhh, das können ja spannende Wochen der Einsamkeit werden
dachte ich mir, naja wenigstens hatte die Butze einen Fernseher. Nachdem mein
Chef mir am Samstag mitteilte, dass ich aufgrund des regnerischen Wetters wohl
erst Dienstag anfangen könne, konnte ich schon einmal zwei Tage im
Selbstgesprächeführen und Tagsüberschlafen üben, denn nachts war es so kalt,
dass man den lautstarken Heizlüfter anmachen musste, prima.
Meine Mitbewohnerin und Pummelfee Cindy - sie schläft mit Sonnenbrille und rülpst sehr gerne |
Da bereits der Sonntag total langweilig war, beschloss ich,
am Montag den 6km-Marsch nach Robinvale zur Kaufhalle anzutreten, um mir die
Zeit zu vertreiben sowie mich mit Lebensmitteln einzudecken. Nach etwa 3km am
Rande des Highways wollte ich gerade in den schlammigen Straßengraben
einbiegen, da die Brücke zu überqueren zu gefährlich gewesen wäre, als dann ein
Auto hupte und meinte, er könne mich mit in die Stadt nehmen, echt genial. Im
Gespräch stellte sich dann heraus, dass er ein Plantagenbesitzer ist und bat
mir direkt einen Job an und erzählte, dass in seinen Unterkünften die Leute
Englisch sprechen können. Er gab mir seine Nummer und ich solle mich einfach
melden, wenn ich Lust darauf habe. Habe mir das dann während meines Einkaufbummels
durch den Kopf gehen lassen und nachdem ich auf dem Rückweg ein weiteres Mal
von einem Auto mitgenommen wurde entschloss ich, die Farm zu wechseln, damit
ich nicht in Einsamkeit irre werde. Demnach wurde ich abends bereits in die
neue Unterkunft gefahren, in welcher ich sogar ein Einzelzimmer habe (wie habe
ich das vermisst!), aber auch erste einmal ein wenig putzen musste. Meine Mitbewohner
kommen alle von Fidschi und sprechen ganz gut Englisch, sodass man sich auch mal
unterhalten kann. Da jeden Tag immer irgendwie andere Leute hier sind, weiß ich
auch nicht genau, wie viele hier eigentlich wohnen, aber ich glaube wir sind
zehn Leute, vielleicht. Und obwohl wir nur eine Dusche und ein Klo haben,
klappt alles reibungslos. Das Highlight ist meine Mitbewohnerin, die gerne mal
morgens um halb sechs ihre Mucke voll aufdreht und tagsüber in der Wohnung eine
Sonnenbrille trägt. Was sie genau macht, weiß ich ebenso wenig, wie ihren
Namen. Aber knuffig ist se die kleine Pummelfee, ich taufe sie Cindy, guckt
euch einfach das Bild an, dann wisst ihr warum. Ach ja, sie rülpst auch sehr
gerne :D
Am Dienstag Morgen ging es dann im total klapprigen Van, der
weder Gurte noch Kopfstützen hatte, auf die Orangen- und Mandarinenplantage zum
Fruitpicking. Ich sag euch, die totale Knochenarbeit! Man schnallt sich einen
Sack über den Rücken vor den Bauch in dem man die Früchte reinsammelt und
glaubt mir, Orangen und Mandarinen können verdammt schwer sein! Die kippt man
dann in einen riesigen Korb, der sich gefühlt nicht füllen will. Neun Stunden
und einem kaputten Rücken später habe ich dann sagenhafte 70 Dollar verdient,
unter zehn Dollar die Stunde!! Mit 15 Dollar pro Stunde sollte man schon
mindestens nach Hause gehen, damit man auch am Ende was sparen kann.
Hier kämpfe ich mich jeden Tag durch und lasse mich von den Zweigen schlagen ... |
In der Unterkunft habe ich mir Voltaren auf den Rücken
geschmiert und den Heizstrahler hintergeklemmt. Nachdem so langsam der
aufrechte Gang wiederkam, habe ich meinen Chef angerufen und gesagt, dass ich
wegen meines tollen Rückens diese Arbeit nicht machen könne und gefragt, ob er
was anderes hat und bereits am nächsten Tag fuhr ich in einem Auto mit Gurten
und Kopfstützen auf die Weintraubenplantage zum Ausästen. Die Äste sind bereits
durchgeschnitten und müssen „nur“ noch herausgezogen bzw. –gerissen werden. Diese
Scheißpflanzen peitschen einem dabei schön die Äste in die Fresse, klatschen
dir Weintrauben ins Gesicht, sodass man am Ende des Tages sehr bunt dekoriert,
misshandelt und fertig aussieht. Was ich auf der Plantage rumfluche und
ausflippe ist echt nicht mehr königlich. Es ist wirklich übelste Knochenarbeit,
jedoch deutlich rückenschonender und finanziell ertragreicher, denn unter 120
Dollar pro Tag geht man dort nicht raus. Am Freitag gab es dann das erste in
Australien verdiente Geld, 400 Dollar (100 Dollar Miete bereits abgezogen)
konnten sich für den Anfang durchaus sehen lassen. Darauf gab´s dann auch am
Abend eine Pizza vom Pizzaservice mit einem Bierchen. Doch auch am Samstag
musste gearbeitet werden, generell eigentlich jeden Tag es sei denn es regnet.
Sonntag haben wir jedoch frei bekommen und ich hatte das auch bitter nötig,
denn meine Hände taten übelst weh und waren von Blasen geziert. Puh, was für
harte fünf Tage! Ganz ehrlich, dass diese Arbeiten auf den Plantagen so hart
sind, hätte ich nicht gedacht, Hut ab vor den Leuten, die das jeden Tag machen
bzw. machen müssen.
Sonntag habe ich dann ausgeschlafen bzw. wurde gegen halb
zehn von Cindys toller Mucke geweckt, bin zum Waschsalon gegangen, war
einkaufen, habe mir mittags ein Schnitzel gebraten, in der Sonne gelegen und
mit der Heimat telefoniert. Werde diesen Job wohl noch ein bis zwei Wochen
machen und mich dann auf ins warme Cairns an der Ostküste begeben, denn ich
vermisse die Sonne und den Strand. Bis dahin habe ich ja dann genügend Geld
gesammelt, um erst einmal wieder ein paar Wochen über die Runden zu kommen und
das Land zu erkunden. Bis dahin heißt es erst einmal weiter jeden Tag um halb
sieben aufstehen und den Pflanzen die Äste ausreißen. Bei morgendlichen Frost
natürlich, denn es ist ja schließlich fast Winter…
No comments:
Post a Comment