Tuesday, June 11, 2013

von Asien nach Fidschi

Als ich in Robinvale am Bushaltehäuschen ankam, sah ich bereits die Einöde dieser Kleinstadt, aber ich bin ja auch nicht zum Spaß hier, nech. Nachdem mich mein Chef nach einem kleinen Lebensmitteleinkauf in die Unterkunft karrte, welche mitten auf einer Weintraubenplantage im NICHTS lag, kam die nächste Überraschung: Dreck! Da musste ich erst einmal ganz hausfrauenmäßig putzen. Den einen Kühlschrank habe ich aufgemacht und direkt wieder zugeschlagen, denn in diesem wohnte anscheinend das Plüschmonster… Dabei stellte sich heraus, dass alle meine Mitbewohner Asiaten sind, welche kaum bzw. gar nicht Englisch sprechen können. Selbst Sätze wie „Can I turn off the light?“ oder „Do you work tomorrow?” wurden nicht verstanden. Mmhhh, das können ja spannende Wochen der Einsamkeit werden dachte ich mir, naja wenigstens hatte die Butze einen Fernseher. Nachdem mein Chef mir am Samstag mitteilte, dass ich aufgrund des regnerischen Wetters wohl erst Dienstag anfangen könne, konnte ich schon einmal zwei Tage im Selbstgesprächeführen und Tagsüberschlafen üben, denn nachts war es so kalt, dass man den lautstarken Heizlüfter anmachen musste, prima.
Meine Mitbewohnerin und Pummelfee
Cindy - sie schläft mit Sonnenbrille und
rülpst sehr gerne
Da bereits der Sonntag total langweilig war, beschloss ich, am Montag den 6km-Marsch nach Robinvale zur Kaufhalle anzutreten, um mir die Zeit zu vertreiben sowie mich mit Lebensmitteln einzudecken. Nach etwa 3km am Rande des Highways wollte ich gerade in den schlammigen Straßengraben einbiegen, da die Brücke zu überqueren zu gefährlich gewesen wäre, als dann ein Auto hupte und meinte, er könne mich mit in die Stadt nehmen, echt genial. Im Gespräch stellte sich dann heraus, dass er ein Plantagenbesitzer ist und bat mir direkt einen Job an und erzählte, dass in seinen Unterkünften die Leute Englisch sprechen können. Er gab mir seine Nummer und ich solle mich einfach melden, wenn ich Lust darauf habe. Habe mir das dann während meines Einkaufbummels durch den Kopf gehen lassen und nachdem ich auf dem Rückweg ein weiteres Mal von einem Auto mitgenommen wurde entschloss ich, die Farm zu wechseln, damit ich nicht in Einsamkeit irre werde. Demnach wurde ich abends bereits in die neue Unterkunft gefahren, in welcher ich sogar ein Einzelzimmer habe (wie habe ich das vermisst!), aber auch erste einmal ein wenig putzen musste. Meine Mitbewohner kommen alle von Fidschi und sprechen ganz gut Englisch, sodass man sich auch mal unterhalten kann. Da jeden Tag immer irgendwie andere Leute hier sind, weiß ich auch nicht genau, wie viele hier eigentlich wohnen, aber ich glaube wir sind zehn Leute, vielleicht. Und obwohl wir nur eine Dusche und ein Klo haben, klappt alles reibungslos. Das Highlight ist meine Mitbewohnerin, die gerne mal morgens um halb sechs ihre Mucke voll aufdreht und tagsüber in der Wohnung eine Sonnenbrille trägt. Was sie genau macht, weiß ich ebenso wenig, wie ihren Namen. Aber knuffig ist se die kleine Pummelfee, ich taufe sie Cindy, guckt euch einfach das Bild an, dann wisst ihr warum. Ach ja, sie rülpst auch sehr gerne :D
Am Dienstag Morgen ging es dann im total klapprigen Van, der weder Gurte noch Kopfstützen hatte, auf die Orangen- und Mandarinenplantage zum Fruitpicking. Ich sag euch, die totale Knochenarbeit! Man schnallt sich einen Sack über den Rücken vor den Bauch in dem man die Früchte reinsammelt und glaubt mir, Orangen und Mandarinen können verdammt schwer sein! Die kippt man dann in einen riesigen Korb, der sich gefühlt nicht füllen will. Neun Stunden und einem kaputten Rücken später habe ich dann sagenhafte 70 Dollar verdient, unter zehn Dollar die Stunde!! Mit 15 Dollar pro Stunde sollte man schon mindestens nach Hause gehen, damit man auch am Ende was sparen kann.
Hier kämpfe ich mich jeden Tag durch und lasse mich von
den Zweigen schlagen ...
In der Unterkunft habe ich mir Voltaren auf den Rücken geschmiert und den Heizstrahler hintergeklemmt. Nachdem so langsam der aufrechte Gang wiederkam, habe ich meinen Chef angerufen und gesagt, dass ich wegen meines tollen Rückens diese Arbeit nicht machen könne und gefragt, ob er was anderes hat und bereits am nächsten Tag fuhr ich in einem Auto mit Gurten und Kopfstützen auf die Weintraubenplantage zum Ausästen. Die Äste sind bereits durchgeschnitten und müssen „nur“ noch herausgezogen bzw. –gerissen werden. Diese Scheißpflanzen peitschen einem dabei schön die Äste in die Fresse, klatschen dir Weintrauben ins Gesicht, sodass man am Ende des Tages sehr bunt dekoriert, misshandelt und fertig aussieht. Was ich auf der Plantage rumfluche und ausflippe ist echt nicht mehr königlich. Es ist wirklich übelste Knochenarbeit, jedoch deutlich rückenschonender und finanziell ertragreicher, denn unter 120 Dollar pro Tag geht man dort nicht raus. Am Freitag gab es dann das erste in Australien verdiente Geld, 400 Dollar (100 Dollar Miete bereits abgezogen) konnten sich für den Anfang durchaus sehen lassen. Darauf gab´s dann auch am Abend eine Pizza vom Pizzaservice mit einem Bierchen. Doch auch am Samstag musste gearbeitet werden, generell eigentlich jeden Tag es sei denn es regnet. Sonntag haben wir jedoch frei bekommen und ich hatte das auch bitter nötig, denn meine Hände taten übelst weh und waren von Blasen geziert. Puh, was für harte fünf Tage! Ganz ehrlich, dass diese Arbeiten auf den Plantagen so hart sind, hätte ich nicht gedacht, Hut ab vor den Leuten, die das jeden Tag machen bzw. machen müssen.
Sonntag habe ich dann ausgeschlafen bzw. wurde gegen halb zehn von Cindys toller Mucke geweckt, bin zum Waschsalon gegangen, war einkaufen, habe mir mittags ein Schnitzel gebraten, in der Sonne gelegen und mit der Heimat telefoniert. Werde diesen Job wohl noch ein bis zwei Wochen machen und mich dann auf ins warme Cairns an der Ostküste begeben, denn ich vermisse die Sonne und den Strand. Bis dahin habe ich ja dann genügend Geld gesammelt, um erst einmal wieder ein paar Wochen über die Runden zu kommen und das Land zu erkunden. Bis dahin heißt es erst einmal weiter jeden Tag um halb sieben aufstehen und den Pflanzen die Äste ausreißen. Bei morgendlichen Frost natürlich, denn es ist ja schließlich fast Winter… 

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